Freitag, 12. Februar 2010
Schnee & Salz
Der Schneeräumwahn hierzulande erleidet ja dieses Jahr eine Schlappe, wie ich sie mir seit Ewigkeiten herbeigesehnt habe. Einerseits. Denn all die Oberspießer, die immer alles schön saubergefegt haben müssen, kommen einfach nicht mehr hinterher.
Selbst die gedungenen Schneeräumkommandos aus dem Nahen Osten, die teilweise mitten in der Nacht ihr lautstarkes Werk begannen, haben klein bei gegeben.
Was aber nicht totzukriegen ist, ist der Wahn an sich. Schnee als etwas schreckliches zu betrachten, das unser Leben und natürlich vor allem unseren Konsum bedroht. Daß die Kinder mancherorts schon seit Wochen nicht mehr regelmäßig in die Schule können, das liegt nämlich am bösen Schnee. Und all das grauenhafte Chaos auf den Straßen. Nur wegem dem bösem Schnee, der einfach vom Himmel fällt und all den Heerscharen von gutmenschigen Autofahrern, die doch einfach nur da lang fahren wollen, das Leben zur Hölle macht und manchen auch direkt den Garaus.
Also wird innerhalb kürzester Zeit so blödsinnig viel Salz verstreut, um umgekehrt dem bösen Schnee den Garaus zu machen, daß das Salz nu alle is. Ja, offenbar etabliert sich inzwischen so etwas wie Salz-Piraterie. Kommen Schiffe aus Afrika und Südamerika, um Streusalz zu bringen. Allein bei der Vorstellung krich ich ja schon Plaque. Aber wenn man dann noch hört, daß die bösen Belgier sich nicht zu schade sind, einen Kaperversuch zu unternehmen, tja, dann -
Irgendwie hab ich in meinen tieferen Gedächtnisschichten sowas wie eine deutliche Erinnerung, daß das Streuen mit Salz vor einigen Jahren polizeilich verboten und mit ernsthaften Ordnungsstrafen geahndet werden sollte. Daß dieses Verbot wieder aufgehoben worden wäre, habe ich indes nicht mitbekommen.
Aber ob verboten oder nicht, jeder Dorftrottel müßte inzwischen gemerkt haben, wie fatal sich das Gesalze auswirkt. Die schnell geschmolzene Schneeschicht friert nämlich in Kürze über und - Zack - haben wir die schönsten Eisschichten, auf denen man sich prima auf die Klappe legen und sich diese oder das Bein oder sonstwas brechen kann.
Auf den Straßen ist es nicht anders.
Und meine Fahrradkette an meinem neuen Fahrrad! Ich darf da gar nicht wirklich drüber nachdenken. Aber es bleibt nicht aus: wie mag es all den andern Gegenständen aus Metall gehen, die mit dem Salz in Berührung kommen. Auto-Unterseiten, Geländer an Straßenrändern, Brückenbauteile.
Ach, zum Steinerweichen.

Und dabei könnte alles so schön sein. Auf geschlossener, festgefahrener, meinetwegen gesplitteter Schneedecke läßt sich doch prima fahren, auch mit Fahrrädern. Und darüber hinaus könnte sich ja auch jeder mal an seine Nase fassen, bevor er sich ans Steuer setzt und sich fragen, ob die Fahrt, die er gerade machen will, wirklich nötig ist. Keine neues Thema das. Aber ebenso selbe alte Blödheit der Leute. Freie Fahrt für freie Bürger, nicht wahr?
Und wen juckt's, ob das ganze Salz dann demnächst die Vegetation angreift und über den Weg des Trinkwassers letztlich uns selbst?!
Mich juckt's und mich regt es auf. Das mußte mal gesagt werden.

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Freitag, 11. September 2009
Istanbul versinkt
Können Sie sich vorstellen, wie sehr es regnen muß, damit in einer Stunde 90 Liter auf den Quadratmeter fallen? Daß also nach einer Stunde das Wasser 9cm hoch steht? Ich nicht.
Das aber passierte in einem "westlichen" und "modernen" Stadtteil der Megametropole am Bosporus - mit der Folge, daß dieser Stadtteil letztlich von einer Flutwelle überrollt wurde, wie sie die Stadt wahrscheinlich in ihrer ganzen Geschichte noch nicht erlebt hat.
Der kleine, zentrale Teil Istanbuls, den man als Tourist üblicherweise kennenlernt, läßt einen die tatsächlichen Ausmaße dieser Stadt kaum bis gar nicht ermessen. Lediglich bei An- und Abreise mit dem Flugzeug bekommt man bei gutem Wetter eine gewisse Ahnung, nicht nur, wie weitläufig die Stadt ist, sondern auch wie hastig sie in großen Teilen errichtet wurde und weiterhin wird. Die Infrastruktur wächst nicht im notwendigen Maße mit. Der Flächenverbrauch ist so enorm, daß nicht einmal mehr genug Platz zwischen den versiegelten Böden übrig bleibt, auf denen Regenwasser in ausreichender Menge abfließen kann.
Und so reicht nun sozusagen 1 Regenschauer, um eine Katastrophe auszulösen.
Was mag erst passieren, wenn es in der Region das schon seit langem erwartete Erdbeben gibt?
Nicht auszudenken. Und es gibt sozusagen keine Vorkehrungen, den zu erwartenden Schaden zu begrenzen oder auch nur irgendwelche wirksamen Hilfsmaßnahmen vorzubereiten.

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